Urbane Stammestänze
TRIBAL FUSION

In der Tribal Fusion treffen sich Elemente aus altertümlichen und modernen Stammestänzen. Auf den ersten Blick fällt das dramatische Bewegungsrepertoire auf, bei dem sich geschmeidiges Schlängeln von Körper und Armen mit plötzlichen, harten Stopps abwechselt. Diese Wechsel machen Tribal Fusion zu einem Tanz, der intensiven Ausdruck und überraschende Wendungen zulässt.

Diese moderne Tanzrichtung ist im weitesten Sinne dem orientalischen Tanz zuzuordnen. Sie wurde aus dem Tribal Style geboren, einer (in Jahren gemessen) recht jungen Weiterentwicklung des Orienttanzes, und trägt noch zahlreiche Züge ihres Vorläufers.

Der Begriff "Tribal Fusion" entstand, als sich Tänzerinnen wie Jill Parker und ihr Stamm Ultra Gypsy oder auch die Gruppe Urban Tribal in Richtungen weiterentwickelten, die der etablierten Tribal-Szene zu radikal erschienen. Der Tanz wurde virtuoser, experimenteller, mehr auf die Bühnenwirkung ausgelegt, und übernahm zahlreiche Techniken aus B-Boy (Hip Hop) und Funk Style. Diese Entwicklung fand ihren Höhepunkt in der Tour der Bellydance Superstars, wo Jills Schülerin Rachel Brice so intensiven Ausdruck und brillante Technik zeigte, dass der Stil zahlreiche Nachahmer fand.

Als Tribal Fusion geboren wurde, war der Tribal Style noch nicht so streng auf improvisierte Gruppenarbeit festgelegt wie heute; selbst die Tribal-Begründerin
Caroleena Nericcio trat zuweilen solistisch mit denselben Bewegungen auf, und ihre Gruppe Fat Chance Bellydance tanzte zu Bühnenauftritten nach Choreographien. Diese frühere, flexible Haltung spiegelt sich auch in der Tribal Fusion wider, die ebenfalls die Wahl zwischen Solo und Gruppe, Teilchoreographie und reiner Improvisation lässt.


BEWEGUNGEN

Ebenso wie im Tribal Style sind die Bewegungen von Stolz und Würde geprägt. Die Haltung ist aufrecht und straff, der Oberkörper gerade, die Arme häufig auf Schulterhöhe oder höher. Die Bewegungen sind meist gemessen und langsam.


Isolierter Bewegung der einzelnen Körperteile kommt noch größere Bedeutung zu als im Tribal. Viele der Tanzfiguren stammen aus dem Slow Motion-Part des Tribal Style und sind entweder sublimiert (Mayas, Beckenwellen, Hüftwippen) oder übersteigert worden ("snake arms", Bauchwellen). hier ist besonders der aus der "Torso Rotation" des SloMo-Parts entwickelte "Layback" oder "Backbend" zu erwähnen, bei dem die Tänzerin den Oberkörper stark nach hinten abkippt). Die Steigerung dieser SloMo-Bewegungen bei erhöhter Körperkontrolle haben Tribal Fusion den Ruf eingebracht, die Tänzerinnen bewegten sich "wie Schlangen" oder "wie fließendes Wasser". Ergänzt werden diese "liquid moves" durch Slides, Glides und Waves, die aus aus verschiedenen Hip Hop-Tanzstilen übernommen wurden.


Diesen flüssigen Elementen stehen die plötzlichen "Breaks" gegenüber: Stopps und Stakkatobewegungen, die benutzt werden, um die ursprünglich recht simplen Bewegungen des Tribal Style komplexer zu machen. Eine Bewegung kann jederzeit gestoppt oder rückwärts laufen gelassen werden; die Geschwindigkeit der Ausführung kann plötzlich mitten in der Bewegung zu Zeitraffer oder Zeitlupe wechseln (ähnlich dem "Bullet Time"-Effekt im Film "Matrix").

Diese "aufgebrochenen" Bewegungen verlangen eine große Körperbeherrschung. Deshalb verwenden die meisten erfolgreichen Tribal Fusion-Tänzerinnen eine muskuläre Technik, die durch Suhaila Salimpour propagiert wurde. Bei dieser Technik werden die Muskeln einzeln angesteuert; Bewegungen werden durch schnelle, gezielte Muskelkontraktion ausgeführt. Das Ergebnis ist eine kurze, knackige und sehr kontrollierte Bewegung.

Vorteile des muskulären Systems sind auf lange Sicht die Schonung der Gelenke (die durch diese Technik weniger beansprucht werden) und die intensive Erfahrung des eigenen Körpers. Das Bewusstsein von Kontrolle über den eigenen Körper führt in der Regel dazu, dass man mit ihm auch zufriedener wird.

Wie beim ursprünglichen Tribal Style werden in der Fusion meist auch alle Drehungen nach links ausgeführt. (Ein sinnvolles Trainingskonzept hebt allerdings diese Beschränkung auf, um Dysbalancen und einseitige Belastungen zu vermeiden).


MUSIK

Die Breaks in der Tribal Fusion-Technik ermöglichen eine sehr detaillierte Interpretation der Musik. Eine Fusion-Tänzerin kann immer dann besonders virtuos tanzen, wenn die Begleitmusik besonders komplex ist. Takt- und Rhythmuswechsel, eingeschobene Metarhythmen, Stopps und plötzliche Kadenzen: je abwechslungsreicher das Stück, desto intensiver die Performance.

Viele Tribal Fusion-Tänzerinnen verwenden daher Stücke aus dem Industrial-Bereich; Interpreten wie Pentaphobe, Amon Tobin oder Maduro haben eine Synthese aus Industrial und traditioneller arabischer Musik geschaffen, die von Fusion-Tribes begeistert aufgenommen wurde. Im deutschsprachigen Bereich haben Künstler wie Andreas Huyhammer / Hindustani Beat System diese Tradition aufgenommen.


GRUPPENIMPROVISATION - SOLOIMPROVISATION

Tribal Fusion ist wie ihr Vorläufer eine primär gruppenorientierte Tanzform. Ebenso wie im Tribal Style betrachtet sich eine Gruppe von Fusion-Tänzerinnen als Stamm oder Tribe. Dieser Begriff ist loser gefasst als im Tribal Style – Mitglieder eines Fusion-Stammes können durchaus zeitweise auch solistisch, in Duos oder mit anderen Stämmen auftreten, wie es z.B. Rachel Brice, Zoe Jakes und Mardi Love vom Tribe The Indigo tun.


Heather Stants´ Tribe Urban Tribal entwickelte aus dem Cue-System des Tribal Style und einem ähnlichen Konzept aus dem Modern Dance das Prinzip des InContact (auch CI oder Contact Improvisation): die Kommunikation der Tänzerinnen untereinander erfolgt nicht mehr durch Zeichen, sondern durch unterbewusstes Erahnen der nächsten Bewegung. Wegen der extremen Konzentration, die dieser Rapport erfordert, ist selbst bei sehr eingespielten Stämmen meist nur ein Teil einer Performance synchronisiert. Um zwischenzeitlich "auszuklinken", haben die einzelnen Tänzerinnen in der Interpretation der Musik größeren individuellen Spielraum; manchmal werden Teile der Performance auch choreographiert.

Eine andere Lösung ist es, die Gruppenperformance in mehrere solistische Abschnitte aufzuteilen, wobei sich die Tänzerinnen wortlos "den Ball zuspielen". (Es muss erwähnt werden, dass es vom Selbstverständnis der Tribal Fusion zwischen einem Gruppen- und einem Soloauftritt keinen Unterschied gibt; eine Solistin ist, was dies betrifft, ein "Stamm von eins".)

Egal, welcher Weg gewählt wird, ist der Auftritt ebenso wie das Training für einen Fusion-Tribe ein intensives Gruppenerlebnis, das von besonderem Verständnis füreinander geprägt ist.


Tribal Fusion ist wie ihr Vorgänger Tribal Style eine sehr introvertierte Tanzform. Die Energien richten sich nach innen, innerhalb des Stammes und innerhalb der einzelnen Tänzerin. Fusion-Tänzerinnen wirken oft in sich versunken, der Blick richtet sich ins Leere oder zu Boden. Das liegt daran, dass sie mit dem Spüren ihrer Körperbewegung und der Gruppenharmonie völlig in Anspruch genommen sind. Muskuläre Technik und InContact wirken hier zusammen, um einen intensiven Zustand zu erreichen, den einige Tänzerinnen als "Zen-ähnlich" beschrieben haben.

Paradoxerweise ist diese ruhige Innenschau einer der stärksten Faktoren in der Außenwirkung einer Fusion-Performance: jede Tempoänderung und jede noch so kleine Bewegung nehmen plötzlich bedeutungstragenden Charakter an.


KOSTÜM UND SCHMUCK

Auch das Kostüm der Tribal Fusion hat seine Ursprünge im Tribal Style-Kostüm. Ebenso wie die Bewegungen, wurde auch hier vieles sublimiert, anderes überzeichnet. Der Turban verschwand völlig, während die an ihm befestigten Accessoires (Blumen und Schmuck) größer wurden. Das Choli-Oberteil wurde durch Armstulpen quasi "invertiert", der üppig verzierte Münz-BH blieb bestehen. Nach wie vor werden die Beine mit einer Hose verdeckt und die Hüfte betont, aus der die Hauptbewegung im Tanz kommt. Der Rock findet sich häufig noch verkürzt am Fusion-Kostüm wieder, als Schurz oder Rüschen.

Aus dem Tribal Style ist auch die Vorliebe für schweren, alten Silberschuck aus Rajasthan und Afghanistan geblieben. Ringe, Armreife, Halsreife, Ketten und Amulette, bestickte Gürtel oder Spiegelstreifen sind die Markenzeichen von Tribal und Fusion. Das Kostüm jeder Tänzerin wächst beständig weiter.


Der "Vintage-Stil" kann zusätzlich Elemente aus den Vaudeville-Theatern des viktorianischen Zeitalters
mit aufnehmen: Spitze, Rüschen, Volants, geraffte Röcke, Zylinder oder Hütchen. Seit kurzem meldet sich auch der verwandte Steampunk-Stil zu Wort, und Messingzahnräder, Schweißerbrillen und ähnliche Accessoires manifestieren sich.

Viele Tribes haben eine eigene, charakteristische Variante des Fusion-Kostüms. Häufig geht dies Hand in Hand mit einer eigenen Stilbezeichnung. Hier muss man stark unterscheiden, ob sich nur das Kostüm unterscheidet, oder ob tatsächlich andere Tanzbewegungen mit aufgenommen wurden.
























Requisiten Training:
Sporthose und Top, Hüfttuch

Requisiten Performance:
Kopfschmuck, BH, Armstulpen, Rüschenhose oder Melodia Pants, Gürtel mit Fransen, Filz- oder Stoffstreifen, Schmuck

No-Go:
Bauchtanzflitter


TRIBARET

Tribaret ("Tribal Cabaret", auch "Gypsy Glitz") ist eine Rückführung der Tribal Fusion in Richtung klassischen orientalischen Tanz. Die Bezeichnung suggeriert zwar einen einheitlichen Stil, tatsächlich aber unterscheiden sich Tribaret-Aufführungen vom Mischverhältnis der beiden Stile stark voneinander. Tribal Fusion-Bewegungen im Bauchtanzkostüm oder klassischer Orienttanz im Fusion-Kostüm, weichere Tribalbewegungen oder mit Breaks verfeinerte Bauchtanzbewegungen sind alle möglich.


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ARZO RENZ

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