Die Kunst, das Schwert zu ziehen


BATTÔJUTSU 抜刀術

Battôjutsu (auch Iaijutsu 居合術) ist eine Kampftechnik des japanischen Ritterstandes, der Samurai. Gegenstand der Battô-Kampftechniken ist das schnelle Ziehen und sofortige Einsetzen des Lang- oder Kurzschwertes der Samurai, um einem Hinterhalt oder plötzlichen Angriff zu begegnen.

Um dieses Ziel zu erreichen, schult Battôjutsu nicht nur die Techniken des Ziehens und Fechtens, sondern auch die Fähigkeit zu sofortiger, kontrollierter Reaktion und intensive Achtsamkeit für die Umgebung.

Das Ideal des Battô ist das "Zanshin" 残心, ein Zustand ständiger, unterbewusster Aufmerksamkeit, der den Praktizierenden nicht nur Hinterhälte erkennen und Situationen einschätzen lässt, sondern auch durch die intensive Erfahrung der Umwelt sein Leben bereichert.


Als angewandte Kampftechnik wird Battôjutsu überwiegend mit einem Partner trainiert. Neben dem Schwert kommen Hebel-, Wurf-, Entwaffnungs- und Schlagtechniken mit der leeren Hand zum Einsatz. Das Training beinhaltet auch das Ausspielen mehrerer Gegner gegeneinander, so dass sie sich gegenseitig behindern, und das Ausnutzen von Hindernissen.


Die Erfindung des Schwertschnellziehens wird im Allgemeinen einem Mann namens Hayshizaki Jinsuke Shigenobu 林崎甚助重信 zugeschrieben, dem sie als göttliche Eingebung im Traum eingefallen sein soll. Wahrscheinlicher ist, dass Hayashizaki auf bereits überlieferte Techniken zurückgriff, diese zu einer eigenen Kampfart bündelte und systematisierte. Sein Stil Shimmei-musô-ryû 神明夢想流 ("Göttliche-Erleuchtung-Traum-Einfall-Stil") begründete formell die Kampfart Battôjutsu.

Seine Hochblüte erlebte das Battôjutsu in der Edo-Epoche. Diese Zeit folgte auf ein Zeitalter schrecklicher Kriegswirren und war zumindest an der Oberfläche recht friedlich. Unter der bürgerlich-friedfertigen Fassade jedoch brodelte es: Einhundert Jahre Krieg hatten zahlreiche offene Rechnungen zwischen Clans hinterlassen, die sich in Straßenschlachten, Hinterhalten und Meuchelmord äußerten, aber auch in völlig legaler, amtlich sanktionierter Blutrache. Eine formelle Polizei gab es nicht; Vigilantentum und Bandenwesen griffen um sich. Achtsamkeit für die Umgebung und die Fähigkeit zu schneller Reaktion konnten in dieser Zeit das eigene Leben retten.

Mit der Neuordnung der bürgerlichen Gesellschaft und dem kaiserlichen Erlass zur Abschaffung der Schwerter (haitôrei 廃刀令) im Jahre 1876 wurde die Ausübung von Schwertkampf-Techniken wie Kenjutsu und Battôjutsu verboten.

Auf Betreiben zahlreicher ehemaliger Samurai in Regierung und Offizierkorps wurde der Erlass jedoch abgemildert. Nach dem Argument, dass das Kultivieren von Zanshin in der Kunst des Schwertfechtens den Geist bilde, wurde erlaubt, weiterhin Battô-Formen zu unterrichten. Diese neue, vergeistigte Kampfkunst ist heute als Iaidô 居合道 bekannt.
























-> Battô-Wiki
des Shôbukan Inyôryû


Requisiten Training (Anfänger):
Keikogi (Judôanzug) oder Kendôgi (Jacke) und Hakama (Hosenrock)
Obi (Baumwollgürtel)
Bokken (hölzernes Schwert)
Saya (Schwertscheide) für Bokken

Requisiten Training (Fortgeschrittene):
Shinai (Bambus-Fechtrapier)
Iaitô (ungeschliffenes Übungsschwert)
Tantô (Messer)
Fächer
Kozuka / Kogatana (Beimesser)
Kôgai (Pfriem)
Shuriken (Wurfeisen)
Fechtmaske und Körperschutz

Requisiten für Schnitttests:
Shinken (scharfes Übungsschwert)

No-Go:
Dekoschwerter (zu kurze Klingenangel kann bei Schwungbelastung ausbrechen)






DIE SCHWERTER

Das Langschwert (Katana 刀, Uchigatana 打ち刀 oder Daitô 大刀) und das Kurzschwert (Wakizashi 脇差 oder Shôtô 小刀) waren seit 1588 Abzeichen des Ritterstandes. Bestimmten Würdenträgern, z.B. Ärzten oder Stadtvorstehern wurde bisweilen das Tragen des Langschwertes erlaubt; meist handelte es sich dabei aber um ungefährliche Attrappen. Beide Schwerter als Paar zu tragen, war nur den Samurai vorbehalten.

Beide Waffen sind einschneidig und leicht gekrümmt, daher wäre die Bezeichnung "Säbel" treffender. In der Kampfkunst hat sich jedoch eingebürgert, sie als Schwerter zu benennen. Das Kurzschwert wird in einer Hand geführt, das Langschwert anderthalbhändig, d.h. es kann sowohl mit beiden Händen als auch einhändig geführt werden.

Zur Zivilkleidung der Edo-Zeit wurden die Schwerter in Holzscheiden mit nach oben gekehrter Schneide in den Gürtel gesteckt getragen. Aus dieser Position konnten sie leicht gezogen und noch aus dem Ziehen zum Schneiden eingesetzt werden.

Im Training werden häufig ungeschliffene Trainingsschwerter eingesetzt. Mit einem solchen Iaitô 居合刀 ist es möglich, ohne Verletzungsgefahr Ziehtechniken zu üben.

Eine weitere Übungswaffe ist das Bokken 木剣 oder Bokutô 木刀, die hölzerne Nachbildung eines Schwertes von ungefähr dem selben Gewicht. Auch für Bokken sind Scheiden erhältlich, meist aus Plastik, die für Ziehübungen genutzt werden können.



DAS GROSSE SCHWERT
(ÔDACHI 大太刀 / NAGAMAKI 長巻き)


Als "großes Schwert" werden längere Waffen von bis zu zwei Metern Länge bezeichnet. Frühe Ôdachi haben ungefähr die selben Proportionen zwischen Gefäss (Griff) und Blatt (Klinge) wie das Langschwert. Später ging man dazu über, das Gefäss im Verhältnis zum Blatt zu verlängern, um bessere Hebelwirkung zu erhalten.

Diese langschäftigen Schwerter (Nagamaki) sind äußerst flexible Waffen, mit denen Techniken aus den Repertoires von Großschwert, Langschwert und Lanze (Naginata 長刀) möglich sind. Insbesondere erlaubt der lange Schaft der Nagamaki sehr effektive Hebel- und Haltetechniken am Gegner.



ZWEI-SCHWERT-TECHNIKEN
(SÔTÔGATA 双刀型)


Sôtôgata verwenden beide Schwerter, das Langschwert und das Kurzschwert. Meist wird das längere Schwert zum Abwehren gegnerischer Angriffe verwendet, während mit dem kurzen Schwert Deckungslücken des Gegners ausgenutzt werden.

Beidhändige Techniken erfordern hohe Koordination und da das Langschwert nur mit einer Hand geführt wird, auch große Kraft in den Handgelenken. Ein erfahrener Fechter jedoch, der mit zwei Schwertern antritt, ist wegen der vorzüglichen Deckung der beiden Waffen kaum zu verletzen.



Requisiten Training (Anfänger):
Keikogi (Judôanzug) oder Kendôgi (Jacke) und Hakama (Hosenrock)
Obi (Baumwollgürtel)
Bokken (hölzernes Schwert)
Saya (Schwertscheide) für Bokken
Bokken-shôtô (hölzernes Kurzschwert)

Requisiten Training (Fortgeschrittene):

Iaitô (ungeschliffenes Übungsschwert) oder Shinken (geschliffenes Übungsschwert)
Wakizashi (Kurzschwert)



FESSELUNGSTECHNIKEN
(HOJÔWAZA 捕縄技)


An den Scheiden (Saya 鞘) der Schwerter ist ein Schwertriemen (Sageo 下げ尾) befestigt. Diese Schnur dient im Allgemeinen zum Fixieren der Schwertscheide im Gürtel, kann jedoch auch zum kurzzeitigen Fesseln oder Werfen eines Gegners verwendet werden.

Das verwendete Seil im Training ist ein seelenloses Baumwollseil, das auch bei schnellem Entlanglaufen an der Haut keine Verbrennungen erzeugt und keine Blutgefäße abschnürt.



ANDERE KAMPFARTEN, KAMPFSPORTARTEN
UND KAMPFKÜNSTE
MIT DEM JAPANISCHEN SCHWERT


Kenjutsu 剣術 (Kampftechnik):
Fechten mit dem gezogenen Langschwert, in manchen Schulen auch mit dem Kurzschwert. Angewandte Kampfart zum Überwinden eines Gegners. Wird in der Regel mit einem Partner trainiert. Um die Verletzungsgefahr zu vermindern, werden die Techniken oft mit größerem Abstand als in einem realen Gefecht ausgeführt.

Kendô 剣道 (Kampfsportart):
Sportfechten mit Bambusrapieren (Shinai 竹刀). Es wird Schutzausrüstung (Dôgu 道具) getragen. Die erlaubten Trefferzonen sind wie beim Florett- oder Degenfechten limitiert. Kendô ist eine Turniersportart mit mehreren nationalen und internationalen Ligen und Verbänden.

Ninpô kenjutsu 忍法剣術 (Kampftechnik):
Wird oft mit anderen Techniken des bewaffneten und waffenlosen Kampfes (Ninpô taijutsu 忍法体術) aus dem Kanon des Ninjutsu 忍術 zusammen gelehrt. Ninpô kenjutsu ist eine angewandte Kampfart zum Überwinden eines Gegners. Sie beinhaltet das schnelle Ziehen und das Fechten mit Schwertern, wobei nicht nur das Lang- und Kurzschwert der Samurai, sondern auch eigens für Ninjutsu-Techniken entwickelte Schwerter mittlerer Länge eingesetzt werden. Schwerpunkt sind kurze, schnelle Techniken, Täuschung und Beweglichkeit.

Aiki-ken 合気剣 (Kampfkunst / Kampftechnik):
Die Anwendung der Bewegungsprinzipien der passiven Kampfkunst Aikidô 合気道 auf den Kampf mit dem Langschwert und die waffenlose Verteidigung gegen einen Schwertfechter. Im Aiki-ken wird häufig mit kreisförmigen, ausweichenden Bewegungen gearbeitet und die Bewegungsenergie des Angreifers genutzt. Aiki-ken ist eine reaktive (passive) Kampftechnik, d.h. die Techniken können nur zur Verteidigung genutzt werden, nicht zum Angriff.

Iaidô 居合道 (Kampfkunst):
Die Grenze zwischen Iaidô, Iaijutsu und Battôjutsu ist fließend. Iaidô lehrt ebenfalls das Angreifen und Verteidigen aus dem Ziehen, aber die Techniken werden ohne Partner im leeren Raum trainiert. Ziel ist nicht die Überwindung eines Gegners, sondern die Selbstverbesserung und das Erreichen des Zanshin-Zustandes. Iaidô ist eine sehr formalisierte Kampfkunst, die starken Wert auf die Perfektion der Bewegung legt.

Iaijutsu 居合術 (Kampfkunst / Kampftechnik):
Die Bezeichnung Iaijutsu wird in vielen Stilrichtungen verwendet. Je nach Stil ist Iaijutsu eher dem Iaidô zuzurechnen (formalisierte Kata ohne Partner) oder dem Battôjutsu (flexible Techniken, die am Partner trainiert werden). Iaijutsu wird häufig als Teil eines Kenjutsu-Stils gelehrt.



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